Das Allalinhorn, auf den ersten Blick scheint es ein recht entspannter und einfacher 4000er zu sein. Wenn man es wie die meisten Skitourler macht, mag das auch stimmen. Hier beschreibe ich meine Besteigung als Skitour, alleine, kostenlos und ohne Hilfsmittel auf einer spannenden Linie.
Artikel, wie man es mit Bergführer und Seilbahnbenutzung macht, findet ihr sowieso genug im Netz.

Wir haben uns für eine Woche in einer gemütlichen Ferienwohnung in Saas Grund einquartiert. Die Vorfreude auf den ersten 4000er seit einiger Zeit lässt selbst das frühe Aufstehen relativ mühelos gelingen. Wir müssen lediglich 2 km hoch in das Parkhaus am Anfang des autofreien Saas Fee fahren. Das Gute an der Wintersaison ist, dass man bis zu 3 Stunden kostenlos parken kann und da Nina die Tour nicht mitgeht, reicht die Zeit knapp zum Ausladen und Felle aufziehen aus.
Gegen 8 Uhr stehe ich wie fast immer alleine am Anfang der bestens preparierten Skipiste, meine Mitläufer sind entweder seit Stunden von der Britannia Hütte aus unterwegs, oder frühstücken noch, da sie ja mit der Bahn zur Allalin-Bergstation fahren können. Für die ersten 1200 Höhenmeter kann man sich zwischen verschieden steilen Pisten oder teilweise völlig freiem Gelände entscheiden. Selbst auf der Piste kommen einem vor 10 Uhr kaum Skifahrer entgegen.

Man könnte im Prinzip bis kurz vor die Bergstation Mittelallalin auf Pisten gehen, oder...
Man quert den wunderschönen Gletscher ganz ohne Menschen kurz unterhalb der Bahnstation Felskinn auf ca. 3000 meter nach Westen. Nach kurzer Pistenüberquerung geht es auf den Feegletscher. Dort steiler bergan, immer unterhalb der großen Seracs und Felswände der Abbruchkante vom Feechopf. Nach ca. 4 Stunden Aufstiegszeit erreiche ich ein Eisfeld, wo viele kleine und gar nicht so kleine Serac-Teile zu durchlaufen sind.

Nun bin ich auch nicht mehr alleine, eine Gruppe marschiert linkerhand von der Bergstation Allalin los, um auch das Allalinhorn zu machen.
Insgesamt sind heute bestimmt 15-20 Leute unterwegs, eigentlich einmal schön, denn bei den Touren davor im Bernina Gebiet nahe St. Moritz war ich oft völlig alleine. Die Spaltenzone ist einfach zu durchqueren, diese ist sehr gut zugeschneit und die 2 großen offenen Spalten zu umlaufen ist kein Hexenwerk.

Vom Skidepot zum Gipfel

Mit einer 5er Gruppe Schweizer erreiche ich unser heutiges Skidepot, mit perfektem Blick westlich zum Matterhorn und allen anderen nennenswerten Gipfeln des Monte Rosa Stockes. Bei mehr Schnee kann man sicher noch etwas höher mit den Skiern steigen, aber so sind wenigstens meine Steigeisen nicht nur unnötiger Ballast.
Angezogen geht es in recht guter Spur am Ende etwas auf steinigen Passagen auf einen kleinen Grat und zum Gipfelkreuz des Allalinhorns auf 4027 Meter Höhe.

Endlich bekomme ich einmal ein Gipfelbild, das Dank der Menschen nicht nur ein krummes Selfie ist. Da es recht windig ist, mache ich mich relativ schnell wieder auf den Abstieg ins Skidepot. Der Ausblick auf die weiteren 4000er wird natürlich ständig genossen und im Kopf läuft man sie schon einmal mindestens bis zur Hälfte hoch.

Die Abfahrt

Für die Abfahrt hat man zahlreiche Möglichkeiten. Im Prinzip kann man der Aufstiegsspur folgen und bei ca. 3450 Metern Höhe ins perfekte Skigebiet von Saas Fee gelangen und die Abfahrt bis zum Auto genießen. Man kann aber auch linkerhand heute wunderschönen Pulverschnee genießen, den Gletscher abermals queren und die letzten 1000 Höhenmeter im freien Gelände abfahren.
Ich entscheide mich spontan für einen Mix, der hier nicht näher beschrieben werden muss, das kann jeder selbst entscheiden.
Um ca. 16 Uhr treffe ich mich wieder mit Nina am Ende der Piste. Was für ein perfekter Tag! Wenig Menschen und keine Kosten, eine geniale Skitour auf einen wunderschönen Berg, der für mich zu unrecht in vielen Beschreibungen als zu unspektakulär beschrieben wird.

Tipp: Meine Beschreibung hier gilt natürlich mit allen ihren Vorzügen auch für den Alphubel und den Feechopf. Mit noch ein paar Höhenmetern mehr geht auch das Rimpfischhorn und das Strahlhorn. Ihr könnt mir gerne individuelle Fragen zu den anderen Bergen stellen.