Bevor wir uns auf den Weg gemacht haben, sagten uns viele es gäbe nur zwei Möglichkeiten: Entweder du verfällst diesem Land mit Haut und Haaren, oder du willst nie wieder dorthin fahren.
Um es gleich vorweg zu nehmen, es gibt auch etwas dazwischen.
Klar ist, wer Landschaften liebt, kommt um Norwegen nicht herum. So viel Platz, so viel unberührte Natur und Einsamkeit. So wunderschön.
Und trotzdem muss ich zugeben: Norwegen hat uns so einiges abverlangt. Schon die Anreise war für uns irgendwie anstrengend, Hunderte Kilometer durch Landschaft, die eigentlich genauso aussah, wie daheim und
das meistens mit Geschwindigkeitsbegrenzungen von 80 km/h. Und dachte ich bisher in Deutschland gäbe es viel Wald, Norwegen kann mithalten...
Trotzdem, es hat sich gelohnt.
Den Polarkreis mit dem eigenen Auto zu überqueren, war ein irres Gefühl. Noch nie habe ich mich weiter weg von Deutschland gefühlt als dort bzw. auf den Lofoten.
Faszinierend war für uns als Wanderer und Bergsteiger, dass schon ab knapp 1000 Meter ein Hochgebirgsfeeling aufkam, wie bei uns vielleicht ab 2500 Meter. Den höchsten Berg Norwegens haben wir Mitte August
bestiegen im Schneestrum und mit Minusgraden in der Nacht davor. Auch die Gletscherwelt in Norwegen ist faszinierend und oft verhältnismäßig leicht zu erreichen.
Die krassen Wetterwechsel von Sonne, über Regen zu Hagel und Sturm und wieder zurück und die vielen wirklich schlechten Regentage haben wir Dank der besten Campingplätze der Welt
(oft mit einer Küche und einer Art Wohnzimmer bzw. Aufenthaltsraum ausgestattet) ganz gut überstanden. Sonst wäre es teilweise wirklich hart gewesen.
Das Überleben war dank der Süßigkeiten
Selbstbedienungstheken (zu humanen Preisen) im Supermarkt und mit Zimtschnecken auch gesichert. Und auch wenn die Lebensmittel zum Teil unerschwinglich waren, gab es in vielen Supermärkten einen Kaffee umsonst,
was eine wirklich nette Geste ist. Und Heidelbeeren konnte man ja auch pflücken...
Nicht nur als Fototgraf ist das Licht auf den Lofoten wirklich einmalig und das Erlebnis der Mitternachtssonne etwas ganz Besonderes. Selten sind wir vor zwei Uhr ins Bett gekommen.
Das direkte Nebeneinander von Bergen und Meer ist grandios, macht aber viele Wanderungen zu einer größeren Herausforderung. Und sieht man manche der Strände auf den Lofoten, könnte man meinen, man befindet sich
in der Südsee, lediglich die Wassertemperatur sagt etwas anderes.
Was uns aber am meisten beeindruckt hat, war die Freiheitsliebe und Einstellung der Norweger zu schlechtem Wetter. Es muss schon hart auf hart kommen, dass die Norweger eine Jacke anziehen,
oder sich bei Regen unterstellen. Bei vielen Wanderungen sind uns Männer oberkörperfrei begegnet, wo wir dankbar für Jacke und Mütze waren. Und das Beste: es gibt keine Absperrungen, keine Zäune, o.ä.
Selbst bei touristischen Highlights, wie der Trolltunga, oder dem Preikestolen, wird auf die Eigenverantwortung der Menschen vertraut.
Und zu guter Letzt, lohnt sich auch für Nichtkletterer ein Besuch in der gigantischen Höhle von Flatanger.
Ihr könnt mir gerne einen Kommentar schreiben.
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